Allerheiligen – Wichtig ist, dass die Trauer einen Ort hat

„In den Tagen vor Allerheiligen sieht man in den Ortschaften viele Personen in den Friedhöfen. Zumeist ältere Menschen richten die Gräber her, machen sie winterfest und gestalten sie teilweise neu. Doch die Tradition hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Während in den Dörfern noch viele die Gräber pflegen, sind vor allem in den Städten die Ruhestätten zunehmend mit Steinplatten belegt oder gar verwildert. Diese Entwicklung sieht auch Dietholf Schröder, der den Waldfriedhof „Trauberg“ bei Esselbach betreut.

„Die Eltern wollen den Nachkommen die Grabpflege ersparen“, berichtet er. Dies sei auch ein Grund, warum sich immer mehr Menschen für die Bestattung auf dem Waldfriedhof entscheiden, ist sich Dietholf Schröder sicher. Er beobachtet eine Veränderung der Bestattungskultur. Schröder: „Ich kann eine klare Tendenz zum Thema Vorsorge, vor allem bei Personen ab 60 Jahren erkennen.“ Für ihn hat ein Waldfriedhof „eine ganz andere Energie als ein Friedhof“ – man können hier einfach sitzen und Energie auftanken. Einige Leute nutzen den „Trauberg“ gar als Ausflugsziel, gehen spazieren und genießen die Natur.

Eine letzte Kartenrunde unter dem gemeinsamen Baum   

Der Waldfriedhof bei Esselbach ist überkonfessionell, sodass auch jederzeit Pfarrer oder freie Redner die Bestattung vornehmen können. Eine amüsante Begebenheit, bei all der Trauer, weiß Schröder auch zu berichten: „Einer der ersten Bäume, den wir hier verkauft haben, ist mir besonders in Erinnerung geblieben“. Hier wollten fünf Paare, die regelmäßig zusammen Karten spielen, einen Baum kaufen und auch genauso beerdigt werden, wie sie beim Kartenspielen sitzen. Der „Trauberg“ werde von der Bevölkerung sehr gut angenommen.Esselbachs Pfarrer Alexander Eckert findet dagegen, dass sich die Bestattungspraxis bei ihm kaum verändert. „95 Prozent aller Beisetzungen, die wir als Pfarreiengemeinschaft betreuen, finden in den Kirchen und Friedhöfen vor Ort statt“, sagt er. Er selbst, so der katholische Priester, habe mit dem Waldfriedhof überhaupt kein Problem. Er hatte sich gewünscht, dass dort ein Altar und Bänke vorhanden sind. Da dies jetzt so ist, sei es möglich, auch vor Ort in der Natur ein Requiem abzuhalten und dann die Urne beizusetzen.

Eckert: „Ich persönlich finde diese Bestattungsform sehr schön, denn der Mensch kommt aus der Schöpfung und kehrt dorthin zurück.“ Es sei ein schöner Gedanke, so der Geistliche, dass alles zu seinem Ursprung zurück geht. Was sich seiner Erfahrung nach tatsächlich über die Jahre verändert habe, sei die Tendenz zu Urnen-, statt zu Erdbestattungen. Dies sei oft darin begründet, dass es immer mehr Krebstote gibt, denen aufgrund der verabreichten Medikamente eine Urnenbestattung angeraten wird.

Für die Verstorbenen beten kann man überall

„Falls der Trend zum Waldfriedhof doch stärker wird, kann es gut sein, dass die Angehörigen immer weniger an die Gräber ihrer Verstorbenen kommen. Für mich persönlich ist das nicht schlimm, weil man überall für die Seelen der Verstorbenen beten kann“, sagt Pfarrer Eckert. Psychologisch sei es allerdings bedenklich, weil Menschen nachgewiesenermaßen einen Ort der Trauer brauchen, um diese psychisch verarbeiten zu können. „Was wir auf dem Friedhof tun, ist für mich vor allem für die Angehörigen. Auch das Absenken der Urne bzw. des Sarges ist ein Akt des Loslassens, des Abgebens des Toten in Gottes Hand.“ Eckert bezeichnet dies als „Seelenhygiene für die Angehörigen“. Wichtig sei hier laut Eckert noch das Requiem und die Eucharistiefeier, um für die verstorbene Seele zu beten.“

Quelle:

Bearbeitet von Dorothee May

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